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copyright: eva-dder erste moment, wenn eine skulptur ihr eigenleben aufnimmt und plötzlich sie selbst ist. wenn sie eine beziehung zu einer anderen aufnimmt und sich zwischen ihnen ein spiel des kennenlernens entspinnt. das ist alles so menschlich. das sind momente, die mich immer wieder in tiefstes erstaunen versetzen werden. faszinosum leben.

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kann kunst einen lebenstraum ersetzen. ist es ein lebenstraum?

woher kommt dieser drang aus toter materie leben zu erschaffen? warum stunde um stunde und tag für tag mit farben, karton, leinwand verbringen nur in der hoffnung, es könne leben geschaffen werden?

siehst du die zwei wasserhähne, der eine rot markiert, stolz, glänzend, er sieht so eitel aus in seiner warmen überlegenheit. und der andere mit dem blauen punkt auf seinem haupt. er hat schon viel gedient. verkalkt, gebeutelt von der arbeit, so tropft er, weil er nicht mehr richtig schliessen kann, der verschluss leckt, und trotzdem, immer seite an seite mit dem roten versucht er doch stetig, diesen zu erreichen, ihn mit seiner standhaftigkeit und treue zu verführen.

es kommt auf den blick an. einzig unser blick gibt allem leben. poesie.

vielleicht hat manch ein alter ausgessener sessel mehr poesie als ein gelackter yuppieschädel.

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schwarz.

schwarz und weiss, ein gegensatz?

nacht und tag. schon die nacht enthält den nächsten tag und der tag hält in sich das wissen um die darauffolgende nacht.

ich liebe das schwarz, weil es entschieden und stark ist. ich liebe das weiss, weil es mir alle möglichkeiten offenlässt.

das weiss bedarf möglicherweise eher des schwarz, um ein profil zu zeigen und eine entschiedenheit als das schwarz das weiss bräuchte. im schwarz wurden die karten gespielt. es verbirgt eine geschichte. das weiss, das erinnert mich an das ungeschriebene blatt.

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die totale weichheit. die komplette wildheit, ungezügeltheit. die verzweiflung. das drängen. die übersprühende freude, überdrehtheit. arroganz, stolz, traurigkeit, drama, selbstinszenierung. rollenspiel.

ich bin und bleibe viele.

die leinwand: mein glückliches alleinsein, all und einsein. meine tragische solitude. ist das ernst?

was ist ernst?

er-spiele und baue ich meine eigene filmkulisse?

wenn ich male, dann erfinde ich. ich schaffe mir meine begleiter, erweitere meine welt und damit meine vorstellung.

es ist wie bei einem guten cocktail. es bedarf der richtigen zutaten, mischung und stärke, damit es zu einer wirkung kommt.

die kunst ist der droge gleich, gerade weil sie uns in neue universen schickt, unsere sinne öffnet und uns die größe des universums erahnen lässt.

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“tout ou rien”

wir gehen, behebig und sicher, schritt nach schritt. jede stufe will erklommen werden, so lernen wir. das leben im idealfall, ein stetiger aufstieg.

komisario währenddessen: er träumt, visioniert, sein kopf brodelt in brühender hitze, ideen verdichten sich zu einem escherschen netz. sein außen jedoch: stoisch. kein mucks, kein stöhnen, majestätisch in seinem stolz. wie ein vulkan. niemand weiß, wann er ausbricht, wir ahnen nur, daß die ruhe trügerisch ist.

“ich klettere nicht”, so seine worte. “langatmige wanderschaft, das ist nicht mein.”

“ich baue mir einen hubschrauber. das dauert. natürlich. doch am ende, dann, da hebe ich ab, steil, schnell wie ein blitz. des berges gipfel? DAS ist mein.