komisario in sharjah

sharjah

sharjah.

komisario. goldgräber. hier nun auf seinem weg in die wüste, nicht weit von dubai.

eingeladen und aber, ganz am anfang und von den sternen noch so weit entfernt.

eine matratze im büro. eigener eisschrank. er füllt ihn eifrig. jeden tag. zu nächtlichem mahl, ein halbes gebratenes hähnchen vom ganzen, dass er sparsam erworben. er selbst ein couche-tard, eine nachteule.

jeden morgen, die andere hälfte der geflügelten speise: entschwunden.

sein gastgeber, früh auf zu morgendlichem gebet um fünf, mit seinen 160 kilo beinahe doppelt so gewichtig wie komisario selbst, er MUSS es gegessen haben.

reinlichkeit? ein eisschrank habe leer zu sein?

gier? lust? trieb?

ein hähnchen, das muss weg?

egal.

die nacht: ein gallbeijah wird ihm gegeben. der nackte oberkörper, wenn auch nur im schlaf, zu erstaunlich, so scheint es, für diese sitten? komisario verweigert. kann er.

morgens um 5.

ligeti.

“lux aeterna”.

die imane stimmen zur predigt an. es wird gesungen. aus allen richtungen.

mikrotonal. cluster. des plages de son, sound-strände, so wird er berichten. jeder singt. ein jeder dasselbe, und ja, ein jeder in seiner ihm eigenen tonailtät.

unheimlich. gewaltig. einnehmend.

komisario, der musiker. komisario, der weltenreisende. komisario, trotz aller widerstände, der sohn seiner eltern und genährte derer erziehung. komisario, zu dieser zeit kaum einen pfennig waltend und auf der reise nach dem gück. ausgeliefert, nein, an den grenzen beissend. angst. aufregung. wille. oder: die einfache lust, nicht sich treiben zu lassen, niemals, die lust, wie eine rakete auf zum mars zu schiessen.

nur der kopf siegt. komisario. dieser wille aus stahl. dieser unbestechliche glaube.

der glaube an, oder besser, in die kunst.

die mutter komisarios

copyright: eva-ddie mutter komisarios, diese schöne norwegerin, ein enfant terrible, doch, ganz anders als es dieser term erwarten lässt.

selber ist sie aus einem haus genialer bestimmungen: vater banjospieler im bristol hotel, und damit einflussreicher akteur des osloer undergrounds der 30ger und 40ger jahre, dann, unter der deutschen besatzungsmacht, erster schneider, und natürlich, weiterhin lebemann und grenzenlos. ihre mutter, dekadent, verwöhnt, später komme ich zu ihr zurück. und die brüder, der eine seefahrer und medizinstudent in basel, wo er erkankte und schon mit 32 verstarb. seine geliebte: eva. diese lebt noch heute im fernen norwegen, nun um die 90 jahre alt, und wie es heisst, habe sie seit dem tod ihres geliebten nie wieder einen mann geküsst. ihr unerschütterlicher glaube: die wahre liebe. der andere bruder, der war verrückter. erfinder, maler, überaufgeregtes genie und kreateur vieler kinder schon in frühem mannesalter. er liebte die frauen. er liebte das abenteuer. auch er zu jung gestorben. sein 30-jähriges leben derweil das eines 150 jährigen zu füllen vermag. und dann auch noch die schwester, die jüngste, verhätschelt von den eltern, fruchtig wie ein erdbeertörtchen, die cremig blonden locken kokett zu pferdeschwänzen gebunden. sie wurde im jungen mädchenalter geehelicht, gerade 18 war sie. ihr mann, ein wohlhabener libanese, betört von ihrer schönheit und derer süsse. sie ziehen gemeinsam in seine heimat nach beirut, schwelgen im familiären reichtum, dort, bis im land ein blutiger bürgerkrieg ausbricht und sie samt zwei kindern nun wieder in norwegen zuflucht suchen. hier leidet ihr mann ganz jämmerlich: um seinen stand und den reichtum gebracht, die famile war fern, das neue land eisekalt. er verstarb nur einige jahre nach seiner ankunft, arm und zerrüttet.

und komisarios mutter? wie konnte eine revolte in solch befreiten familienverhältnisses anders aussehen, als sich jung in erstem pubertären aufbegehren der städtischen heilsarmee anzuschliessen und jesu psalmen unter den armen und bescheidenen zu beschwören. fromm, gewissenhaft und, aber, natürlich exessiv, so wie es ihrer natur entsprach.

in diesem rahmen auch, da traf sie ihren späteren ehemann, komisarios vater, den pastor. sie ist verführt von dessen gradlinigkeit und bodenständigkeit, vermischt mit diesem seltsamen glanz von ferner aristokratie.

sie heiraten und er nimmt sie mit auf evangelistische mission nach frankreich.

der vater, der hatte den glauben in stiller stunde, da war er noch ganz jung, an einem see eingeflüstert bekommen. die entsagung und das schlichte leben, die taten ihm kein unwohlsein. die mutter hingegen, aus liebe zu ihrem mann und vom frommen abenteuer betört hierhergekommen, die sollte ganz schwerlich leiden. zu viel lebenslust in ein bigottes kleid gepresst. als mutter selbst, erst ein sohn und dann die tochter, war sie harsch und leidenschaftlich und mit grossem drill in ihrer erziehung.

wo sie litt, dort sollten auch die kinder nicht zu ihrer freude finden.

so war die überzahl weltlicher literatur verboten, fernsehen ein instrument des teufels und jegliche musik jenseits der göttlichen orgelklänge eine sünde und disaster.

in diesem klima: komisario wird geboren. der dritte im bunde. einer zuviel. ein kleiner teufel mit roten haaren.

voyager-golden-records

in den späten 70ger jahren wurden zwei sonden, die voyager 1 und 2 in das all gesendet. in ihnen die “voyager-golden-records“, nachrichten der menschheit an eventuell existierende ausserirdische.

bald schon, mitte der 80ger wurde von lytis eine der sonden empfangen. die enthaltenden informationen waren für sie überwiegend sofort entzifferbar und berechenbar.

gleichzeitig gab es aber auch ein musikstück von bach: “bacK is bacK isn’t bacK” sowie bildnerische werke verbunden mit dem begriff: kunst, welche völliges unverständnis auslösten.

ein kleines team junger leidenschaftlicher lytis spürte die sprengkraft dieses begriffs kunst und machte sich so, ohne jegliche unterstüzung des systems, auf den weg zur erde. sie wollten VERSTEHEN.

ihre ankunft: ein nebliges feld in den tiefen polens, april 1989.

gleichzeitig beginn meiner agententätigkeit.

mission paper

 

wortlos

05ich bin im moment recht wortlos.

mir fehlen die worte.

ich habe eine neue mission. diesmal geht es um komisario selbst, der versuch IHN in einer serie von 25 zeichnungen, die später als ein grosses quadrat zusammenwirken, festzuhalten, falsch, ihn piktural zu empfinden und möglicherweise auch zu erfinden.

12das ist mir eine schwere aufgabe, da ich zu komisario diese komplexe beziehung habe und ihn aber gleichzeitig eigentlich doch gar nicht kenne.

er ist die tür zu den lytis, die es dafür zu öffnen und durchschreiten gilt.

manche türen lässt man ein leben lang geschlossen. das ist kein mangel an interesse, doch die scheu eine seele mit blossen fingern zu berühren. die mulmige angst, etwas zu zerstören oder sich schmerz zuzufügen.

19die sonne empfinden wir als warm und angenehm. blicken wir jedoch blossen auges in die sonne, verlieren wir unser augenlicht.

ikarus war übermütig. er flog zu nah zur sonne und stürzte daraufhin jämmerlich in den tod.

aber vielleicht ist das gar nicht so negativ. vielleicht heisst es ja nur, daß um zur erkenntnis zu kommen auch immer etwas in uns absterben wird und wenn es nur der lullige zauber der unwissenheit ist.

komisario x-bin

01pniemand konnte mir so den glauben rauben wie komisario. die knochen aus dem leib stampfen, mich, ich, gebündelt und gestapelt, zermatscht in einem brei. der tiefste funken hoffnung aus dem geist geätzt. zurückblieb: ein nichts, eine undefinierbare masse aus verzweiflung. ein vibrates stottern.

niemand konnte mich so hoch schweben lassen wie komisario. traum, im schnellflug zum sirius. sternenglanz, diamantenschimmer, freiheit, farbe, federschlag. gross wie der turm zu babel, erfüllt, gefüllt wie eine hochzeitsgans. glücklich. tanzend.

komisario der verführer. komisario, der richter mit dem henkersbeil. kompromisslos und immer auf der guten seite der medaille.

wie oft stellte ich mir die frage: wer ist er?

was ich weiss: ich war gefangen.